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Dieser Vortrag aus dem Jahr 2018 zeichnet nach, wie der Lebens- und Denkweg Friedrich Schleiermachers von seiner Zugehörigkeit zur deutsch-reformierten Kirche im preußischen Staat geprägt war, die als Kirche des regierenden Hauses Privilegien genoss, zugleich aber eine kleine Minderheit war, die stets bedacht blieb, ihre lehrmäßige und liturgische Eigenständigkeit gegenüber der lutherischen Mehrheitskirche zu behaupten. Schleiermacher blieb in seinen Überzeugungen reformiert, sah darin aber kein Hindernis zu voller kirchlicher Gemeinschaft mit dem Luthertum.
Seit Ende 1804 bahnte sich der Konflikt zwischen Preußen und dem Kaiserreich Frankreich an, der im Herbst 1806 Krieg und den Zusammenbruch Preußens zeitigte. Wie Friedrich Schleiermacher, damals Professor der Theologie in Halle, und sein Umfeld das Zeitgeschehen erlebten und deuteten, das beschreibt der Beitrag anhand der Korrespondenz. Bei Schleiermacher lässt sich seit Anfang 1806 ein wachsendes Interesse für Politik und ein Erwachen des Nationalgefühls beobachten: Er begrüßte den Kriegsausbruch zunächst; im Angesicht der Niederlage hielt er einen geistigen Neubaus Preußens und Deutschlands für unumgänglich, was ihn ins Lager der preußischen Reformer führte.
Gottlieb Schleyermacher, reformierter Stabsfeldprediger in Schlesien und Pfarrer der jungen Gemeinden in Pleß und Anhalt, lernte während des Bayerischen Erbfolgekrieges in Gnadenfrei die Brüdergemeine kennen. In seiner Jugend hatte er mit seinen Eltern einer chiliastischen Gemeinschaft in und bei Elberfeld angehört, die dann zerfiel, sich danach der Aufklärung zugewandt; von nun an prägte der herrnhutische Geist die Familie. Die Eltern vertrauten ihre drei Kinder, Charlotte, Friedrich und Carl, 1783 Anstalten der Gemeine an. Charlotte blieb Herrnhuterin; lange Jahre war sie Lehrerin in Gnadenfrei. Die Söhne wandten sich von der Gemeine bald wieder ab; doch Friedrich Schleiermacher wusste sich religiös und theologisch immer Herrnhut verpflichtet.
Für Schleiermacher ist Religion keine pädagogisch nützliche Mischung von Metaphysik und Moral, sondern eine eigene Dimension des Menschseins, Anschauung des Universums, Sinn und Geschmack fürs Unendliche; die von der Aufklärung favorisierte „natürliche Religion“ der allgemeinen, übergeschichtlichen Vernunftwahrheiten sei bloß eine Totgeburt, jede wirkliche, lebendige Religion dagegen eine unableitbare geschichtliche Individualität. Im Christentum sei Jesus Christus die Zentralgestalt, der Vermittler und Versöhner des Zwiespalts zwischen Endlichem und Unendlichem, an dem sich alle Religion abarbeite. Im Laufe seiner Entwicklung strebe das Christentum immer mehr zu Sozialgestalten ohne Hierarchie zwischen Priestern und Laien; in der Vollendung (den aber selbst der Protestantismus noch nicht erreicht habe) würden alle „von Gott gelehrt“ sein (Johannes 6,45).
Der Artikel beleuchtet die 134jährige Geschichte der evangelisch-theologischen Fakultät an der Universität Breslau: die im Rahmen der preußischen Reformen erfolgte Neugründung der Universität als bikonfessionelle Hochschule für die Provinz Schlesien, die Vorherrschaft des theologischen Rationalismus, die theologische und kirchliche Rivalität zwischen Positiven und Liberalen im späteren 19. Jahrhundert, das Erscheinen moderner Ansätze wie der Religionspsychologie um die Jahrhundertwende, die Ruinierung der Fakultät durch die national-sozialistische Hochschulpolitik. Breslau gehörte unter den deutschen Fakultäten stets zu den kleinen; die mit Schlesien verbundene Provinzialität im Guten und Schlechten verlor sie nie. Zum Schluss werden die etwa 100 Professoren und Dozenten, die die Fakultät während ihres Bestehens hatte, in Biogrammen vorgestellt.
In wie fern spiegelt sich in Schleiermachers Darstellung und Deutung der Kirchengeschichte seine eigene reformierte Konfession wider? Die Reformation ging für Schleiermacher aus einem gemeinsamen Prinzip hervor, der Überzeugung von der in Christus gegebenen unmittelbaren Gottesgemeinschaft ohne kirchlich Vermittlung, weder durch priesterliche Interzession noch durch auferlegte gute Werke und Verdienste noch auch durch Lehramt oder Tradition, die das Verständnis der Schrift als Urkunde des Christentums vorgäben; bei der Geltendmachung dieses Prinzips stünden ihn Zwingli und die französischen humanistischen Biblizisten gleichberechtigt neben Luther. In Gestalten wie dem Theologen Ratramnus aus dem 9. Jahrhundert sieht Schleiermacher schon Positionen der späteren reformierten Konfession vorgebildet. Seine Ekklesiologie nimmt zwar die reformierte Unterscheidung zwischen sichtbarer und unsichtbarer Kirche auf, versteht aber etwas anderes darunter als Zwingli. Indem sie die Kirche (allerdings nicht unmittelbar eine der bestehenden verfassten Kirchen) zum fleischgewordenen Geist erklärt, hat sie zudem einen gewissen katholischen Einschlag.
Der theologische Rationalismus war die letzte Gestalt der Aufklärungstheologie; seine Blütezeit erlebte er gleichzeitig und in Konkurrenz mit der u.a. von Schelling geprägten spekulativen Richtung und mit der teils mehr biblizistischen, teils mehr konfessionellen Theologie der Erweckung. Kennzeichen des Rationalismus war einerseits eine verstärkte historisch-kritische Quellenforschung, andererseits das Bemühen, Lehre und Praxis soweit möglich auf das auszurichten, was jenseits geschichtlicher Autoritäten der allgemeinen menschlichen Vernunft plausibel sei: die Existenz Gottes, die Unsterblichkeit der Seele und die Pflicht zu tugendhaftem Leben. Seit etwa 1840 verfiel der Rationalismus.
Henrich Steffens als Naturphilosoph und Friedrich Schleiermacher als Geistes- und Kulturphilosoph und Theologe arbeiteten als Kollegen in Halle noch Hand in Hand. Jahrzehnte später gehörte Steffens zu den dissidenten Lutheranern in Breslau, die sich der staatlich verordneten Unionsagende verweigerten, während Schleiermacher Konzepte schrieb, um die Dissidenten für die Staatskirche zurückzugewinnen.
Die Berliner Charité, heute Universitätsklinikum, war um 1800 ein vor der Stadt gelegenes Armenhospital von zweifelhaftem Ruf, dazu gerade im Umbau begriffen. Als Friedrich Schleiermacher dem literarisch-kritischen, avantgardistischen Kreis der Frühromantiker angehörte und die Berliner Salons frequentierte, hatte er hier seine Arbeitsstelle: er war der reformierte Krankenhauspfarrer. Der Beitrag beschreibt sein Arbeitsfeld und seine Arbeitsbedingungen, Konflikte mit dem Armendirektorium, das die Aufsicht führte, Predigten, die über den trüben Alltag erheben und den hohen sittlichen Beruf der Christen vor Augen stellen sollten, und erste Ideen zu einer praktisch ausgerichteten lutherisch-reformierten Union.
This essay deals with Friedrich Schleiermacher’s readings on ecclesiastical geography and statistics (which have been be published for the first time in 2005 as volume II/16 of the Kritische Gesamtausgabe). For Schleiermacher the ecclesiastical statistics were the last part of historical theology; he developped this subject to describe the present state of the churches in the whole world, especially their life and culture, their constitutions, and their relations with states and goverments. Though Schleiermacher’s statistics had some influence on comparative symbolics and the study of denominations as well as on Practical Theology, they could not be established as one discipline among the other theological disciplines.