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Sämtliche Schriften und Briefe - Vierte Reihe: Politische Schriften; Sechster Band: 1695-1697
(2008)
Der Begriff des Politischen wurde von den Herausgebern der historisch-kritischen Akademieausgabe für diese Reihe der Edition weit gefasst, er umschließt neben Werken, Abhandlungen und Aufzeichnungen, in denen sich Leibniz zu Fragen und Ereignissen des Staatslebens seiner Zeit äußert, alle Arbeiten zur Förderung der wirtschaftlichen und geistigen Kultur, soweit die Mitwirkung des Staates vorausgesetzt wird oder doch der praktische Zweck und nicht die wissenschaftliche Erörterung im Vordergrund steht. Je weiter die Edition voranschreitet, um so deutlicher tritt in einer Reihe von "politischen" Themen, d. h. von Erörterungen über das Wohl der res publica, ein unlöslicher Zusammenhang zwischen wissenschaftlicher Erörterung und praktischen Zwecken zutage, dienen doch beide dem bonum commune, dem allgemeinen Besten, und verfehlen es beide, wenn sie sich voneinander lösen. Der jetzt vorgelegte Band enthält Texte zum Rechts- und Staatswesen, zur dynastischen Politik des Hauses Braunschweig-Lüneburg und zur Neunten Kur. Leibniz schreibt über das Postrecht des Kaisers und allgemein zum Postwesen, setzt sich mit den historischen und rechtsphilosophischen Schriften von Pufendorf ebenso auseinander wie mit den Schriften von Thomasius. Anlässlich der Königswahl 1697 befasst er sich ausführlich mit Polen. Daneben tritt Russland im Zeitraum dieses Bandes neu in das Blickfeld des politischen Autors Leibniz, u. a. mit einer Denkschrift für Zar Peter I. über die Förderung der Wissenschaften und Künste in Russland. Die berühmten "Novissima Sinica", der Bericht über das Neueste aus China von 1697, mit den Anlagen der Originalberichte und Dokumentationen gehören ebenso zum Fundus dieses Bandes wie Texte zur Gesundheitspolitik und einige Gedichte von Leibniz.
Der Band enthält in 8 Abteilungen ca. 184 Schriften. Zunächst bestimmt der Tod von Kurfürst Ernst August im Februar 1698 die dynastische Politik: Leibniz verfasst eine umfangreiche biographische Würdigung. Das Welfenhaus wird nun jedoch von der Nachfolgeregelung erschüttert. Die jüngeren Brüder des neuen Kurfürsten wehren sich gegen die testamentarisch etablierte Primogeniturordnung, zu deren Befürwortern Leibniz gehört. Weiterhin kämpft er mit publizistischen Mitteln um die diplomatische Anerkennung der Neunten Kur. Das ökumenische Gespräch mit der katholischen Seite kommt 1697/98 wieder in Gang, aber der Schwerpunkt der kirchenpolitischen Aktivitäten liegt auf den Verhandlungen über eine Union der evangelischen Kirchen. Mit dem "Unvorgreifflichen Bedencken" antworten Leibniz und G. W. Molanus auf den Berliner Hofprediger D. E. Jablonski. Bisher lag diese Schrift nur in Auszügen gedruckt vor, jetzt wird sie in zwei Fassungen ediert, deren Vergleich neues Licht auf Leibniz’ ökumenisches Konzept wirft. Auf Russland und China richtet Leibniz weiterhin seine Aufmerksamkeit. Daneben interessiert er sich für den Torfabbau und entwickelt Pläne gegen die Teuerung der Lebensmittel. Wichtige familiäre Ereignisse im Welfenhaus begleitet er mit Gedichten. Als subtiler Beobachter der Gelehrtenrepublik kommentiert er ihre Leistungen, aber auch ihren Klatsch.
Die etwa 150 Schriften dieses Bandes werden zum weitaus größten Teil hier erstmals veröffentlicht. Das thematische Spektrum reicht von der Reichspolitik über Fragen des Welfenhauses, das öffentliche Finanz- und Wirtschaftswesen, die Aussöhnung der Konfessionen und die Militärpolitik bis zu Literatur und Wissenschaft. Einen ersten Schwerpunkt bildet die Audienz bei Kaiser Leopold I. (1688). Es werden 18 von Leibniz mit äußerster Sorgfalt konzipierte Schriften präsentiert, die im Zusammenhang dieses Ereignisses stehen, in das er hohe persönliche Erwartungen setzte. Einige dieser Aufzeichnungen enthalten eine ausführliche Darstellung seines wissenschaftlichen und beruflichen Werdeganges und bieten einen faszinierenden Einblick in sein Selbstverständnis und die Einschätzung seiner Persönlichkeit. Zudem entwirft er eine Reihe von finanziellen, wirtschaftlichen und militärischen Projekten für die Habsburgischen Erblande und das Reich insgesamt. Dem Bild des in europäischen Zusammenhängen planenden politischen Denkers, des wirtschaftlich und technisch versierten, eine Fülle von Ideen entwickelnden Geistes fügen diese Dokumente neue, bisher nicht beachtete Facetten hinzu. Im Mittelpunkt der politischen Tätigkeit von Leibniz für die Welfen stehen Anfang der 1690er Jahre der Konflikt um die sachsen-lauenburgische Erbfolge und die Erlangung der Kurwürde. Die hierzu angefertigten Aufzeichnungen, Schriften und Gutachten legen eine wesentlich stärkere Bedeutung der Leibnizschen Bemühungen für die Lösung dieser Fragen offen, als dies bisher angenommen wurde. Der Umgang mit den Argumenten lädt zur Prüfung des ethischen Anspruchs ein, unter den Leibniz politisches Handeln stellt, das er zugleich unlöslich mit dem Erfordernis der (historischen) Wahrheit und der Vernünftigkeit verknüpft sieht. Zugleich werden diese Schriften zu Quellen für die Geschichte der Historiographie und historischen Methode. In seinen kirchlichen Reunionsbemühungen hat sich Leibniz in jenen Jahren vornehmlich dem französischen Katholizismus zugewandt, mit dessen Vertretern, vor allem dem Sekretär und Historiographen Ludwigs XIV., Pellisson-Fontanier, er kontroverse theologische Fragen erörtert und dabei eine in der protestantischen Irenik eigenständige, markante Position und Methodik erkennen läßt. Der Band dokumentiert Leibniz als den auch im Raum des Politischen genial wirkenden Universalgeist.
Während des ersten Jahrzehnts seiner Tätigkeit in Hannover beschäftigte sich Leibniz vor allem mit der Frage des Gesandtschaftsrechts der fürstlichen Häuser, das auf dem Nimweger Friedenskongreß umstritten war, sowie mit der doppelten Bedrohtheit des deutschen Reiches: im Westen durch die offensive Politik Frankreichs und im Süden durch den Ansturm der Türken. In diesem Zusammenhang entstanden unter anderem die umfangreiche Schrift „Caesarini Fürstenerii de Jure Suprematus ac Legationis Principum Germaniae“ (1677) mit der Kurzfassung „Entretion de Philarete et d’Eugene“ (1677) und begleitende Schriften, die die Interessen des Hauses Braunschweig-Lüneburg vertraten: die sarkastische Flugschrift gegen König Ludwig XIV., „Mars Christianissimus“ (1683), und die unveröffentlicht gebliebenen, vorsichtig abwägenden „Raisons touchant la guèrre ou l’accommodement avec la France“ (1684). Ebenfalls unveröffentlicht gebliebene Studien über das Kriegswesen (1681) und Aufsätze über den Türkenkrieg aus den Jahren 1683 bis 1684 schließen diesen Band ab.
Dieser Band geht auf eine Konferenz zurück, die die Arbeitsstelle Altägyptisches Wörterbuch an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im Februar 2001 im Schloss Blankensee bei Berlin durchgeführt hat. Gegenstand der Tagung und damit der Publikation sind die Texte und die Sprache des ägyptischen Alten Reiches, die Verschränkung der Textzeugnisse mit archäologischen Kontexten sowie ihre Einbindung in ikonographische und epigraphische Zusammenhänge.
Mit dem vierten Gentechnologiebericht zieht die gleichnamige interdisziplinäre Arbeitsgruppe der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) nach knapp 20 Jahren Laufzeit Bilanz.
Namhafte Experten und Expertinnen sowie Wegbegleiter und -begleiterinnen der IAG Gentechnologiebericht eröffnen in Beiträgen und „Spotlights“ unterschiedliche bilanzierende Perspektiven auf die Entwicklung der Gentechnologien und die Arbeit der IAG. Nach einem Rückblick wird auf aktuelle ethische und gesellschaftliche Debatten und zukünftige Herausforderungen eingegangen. Darüber hinaus werden im Band themenübergreifende Indikatoren vorgestellt, die alle sechs von der IAG behandelten Kernthemen (Epigenetik, genetische Diagnostik, Gentherapie, Stammzellforschung, grüne Gentechnologie und synthetische Biologie) miteinander vergleichen.
Von den Mitgliedern gemeinschaftlich verabschiedete Handlungsempfehlungen für alle sechs Themenbereiche sind dem Bericht vorangestellt und runden die Bilanzierung ab.
Mit dem vierten Gentechnologiebericht zieht die gleichnamige interdisziplinäre Arbetisgruppe (IAG) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) nach knapp 20 Jahren Laufzeit Bilanz. Diese Broschüre enthält Handlungsempfehlungen der IAG zu den von ihr behandelten Themenfeldern Stammzellforschung, Epigenetik, Gendiagnostik, Gentherapie, grüne Gentechnologie, und synthetische Biologie.
Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften nimmt das doppelte Leibniz-Jubiläum im Jahr 2016 (370. Geburtstag am 1. Juli und 300. Todestag am 14. November) zum Anlass, das Jahresthema 2015|16 ihrem Gründer, dem Philosophen, Mathematiker, Physiker, Historiker, Diplomaten, Politiker und Bibliothekar Gottfried Wilhelm Leibniz zu widmen.
Die Veranstaltungen des Jahresthemas zeigen Leibniz als visionären Denker, dessen multidisziplinäres Gesamtwerk bis heute Impulsgeber für Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ist. Mit dem Jahresthema blickt die Akademie aber vor allem auch weit in die Zukunft und nutzt Leibniz‘ Ideen für die Gestaltung einer Welt von morgen.
Visuelle Modelle
(2008)
Modelle sind unverzichtbare Werkzeuge unseres Denkens, Erkennens und Handelns. Als Bildkörper des Wissens steuern visuelle Modelle unsere Orientierung in der Welt. Sie geben Dingen, die selbst flüchtig, komplex oder unbestimmt sind, eine manifeste Gestalt. Doch entfalten Modelle aufgrund ihrer konkreten Eigenschaften eine nur schwer zu bändigende visuelle Kraft. Ihre Anschaulichkeit besitzt ein Eigenleben: Modelle legen bestimmte Interpretationen nahe und schließen andere aus. An Modelle muss daher stets die Frage nach Gewinn und Verlust für unsere Wahrnehmung und Erfahrung gestellt werden. Die Interpretation von Modellen ist immer auch eine Interpretation unserer eigenen Wahrnehmung. Daher sind visuelle Modelle stets zugleich Modelle der Visualität.
Der Band versammelt Einzeluntersuchungen zu Pseud-Athanasiana, der Rezeption der Werke des Athanasius von Alexandrien in lateinischer und armenischer Sprache, zu ausgewählten Dokumenten aus dem arianischen Streit und zur Geschichte der Athanasius Werke, die im Kontext der Edition der Athanasius Werke entstanden sind.
Obwohl Gesundheit für alle Menschen essentiell ist, unterliegt das Verständnis des Begriffs »Gesundheit« jeweils historisch, regional und kulturell unterschiedlichen Einflüssen. Mit verschiedenen Festlegungen von »Gesundheit und Krankheit« werden auch die Aufgaben der Medizin unterschiedlich definiert.
Dieser Band ist dem Thema »Verständnis(se) von Gesundheit« gewidmet, einem der Kernthemen der interdisziplinären Arbeitsgruppe der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften »Zukunft der Medizin: Gesundheit für alle«. Es wird u.a. der Frage nachgegangen, wie die Medizin Krankheiten nicht nur immer besser therapieren kann, sondern wie sie außerdem besser imstande sein könnte, Gesundheit zu bewahren. Die Beiträge zeigen historische Kontinuitäten auf und verbinden diese mit kulturgeschichtlichen Besonderheiten aus allen Regionen der Welt, Europa, China, Indien, Afrika, Südamerika sowie mit philosophischen Aspekten, z.B. der Frage der Verantwortung für die eigene Gesundheit. So ergibt sich ein holistisch(er)er Gesundheitsbegriff, aus dem neue Perspektiven für die evidenzbasierte Medizin erwachsen.
Ein eigener Buchteil ist dem Verständnis von Gesundheit aus Sicht einzelner Patienten und den Empfehlungen an die Politik gewidmet.
- interdisziplinärer Zugang zum Thema Medizin inkl. historischer Beiträge
- holistisches Verständnis von Gesundheit, das regionale Medizintraditionen miteinbezieht
- Aufzeigen blinder Flecken medizinischer Versorgung und Empfehlungen an die Politik
Wissen - Beraten - Entscheiden : Form und Funktion wissenschaftlicher Politikberatung in Deutschland
(2008)
Ohne den Rat wissenschaftlicher Experten ist das Regieren nicht mehr denkbar. Dem fast schon routinemäßigen Rückgriff auf Berater entspricht aber nicht unbedingt ein nachhaltiger Rationalitätsgewinn der Politik. Die detaillierte Betrachtung der in unterschiedlich verfassten Gremien organisierten Politikberatung in Deutschland offenbart die vielfältigen Probleme im Verhältnis von Wissenschaft und Politik. Der Enttäuschung der Politiker, keine eindeutigen und sicheren Ratschläge zu erhalten, steht die Enttäuschung der Wissenschaftler gegenüber, dass ihr Rat häufig nicht beachtet oder für politische Interessen umgedeutet wird. Diese und ähnliche Erwartungen werfen die Frage nach geeigneten Organisationsformen der Beratung auf, die der doppelten Anforderung der Zustimmungsfähigkeit und der Sachangemessenheit des Rats gerecht werden. Die Studie gibt einen detaillierten Überblick über die in Gremien organisierte Politikberatung in Deutschland. Sie ist im Kontext einer interdisziplinären Arbeitsgruppe der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) entstanden und bildet die Grundlage für die ›Leitlinien guter Politikberatung‹ der BBAW.
Die Beziehung moderner Naturwissenschaft zu aufgeklärten, liberalen Formen religiöser Ideen ist Thema dieses Buches. Die Erklärungen der Wissenschaft führen erstaunlich weit, und doch gibt es für sie prinzipielle, erkenntnistheoretisch robuste Grenzen, auch in Bezug auf die Evolution des Menschen, die Fähigkeiten seines Gehirns, und die Rätsel des menschlichen Bewusstseins. Dies ist ja nicht nur Gegenstand, sondern schon Voraussetzung des wissenschaftlichen Denkens. Im Mittelalter hat Meister Eckhart den Urgrund menschlichen Bewusstseins als göttlich angesehen. Unter den modernen Naturwissenschaftlern betonte besonders Wolfgang Pauli die psychischen Voraussetzungen wissenschaftlicher Entdeckungen. Eine systematische Analyse zeigt Aspekte moderner Biologie, die verschiedene, sowohl agnostische wie auch pro-religiöse Deutungen ermöglichen. Auf der philosophischen, kulturellen und religiösen Ebene bleibt für uns die Welt mehrdeutig; wir dürfen und können wählen. Nach Ansicht des Autors sprechen dabei Weisheit und Lebenskunst für eine pro-religiöse Einstellung, für „metaphysischen Optimismus“; verbindlich kann und soll dies aber nicht sein.