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Zwar steigt gegenwärtig die Aufmerksamkeit gegenüber der Räumlichkeit sozialer Ungleichheiten, aber noch immer wird diese vorwiegend als Sekundärphänomen sozialstrukturell verursachter Ungleichheiten begriffen. Damit geht einher, dass (sozial)räumliche Ungleichheiten - hier verstanden in der Tradition der Chicagoer Schule - als nachrangig aufgefasst werden. In dieser Lesart bleibt letztlich die Ökonomie (Markt, Produktion, Erwerbsarbeit) Hauptursache für soziale Benachteiligungen. Soziale Zugehörigkeit und Integration erfolgten in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft dann auch vorrangig über die Teilhabe an Erwerbsarbeit und, davon abgeleitet, über die Teilhabe an den sozialen Sicherungssystemen. Ergänzt wurde dieser Integrationsmodus durch den politischen Anspruch, gleichwertige Lebensverhältnisse auf dem gesamten Territorium - auf der Mikro- wie der Makroebene - zu garantieren bzw. herzustellen und so dafür zu sorgen, dass die räumlichen Ungleichheiten mehr oder weniger unerheblich wurden. Erreicht wurde dieser räumliche Ausgleich vor allem durch eine flächendeckend bereitgestellte öffentliche Infrastruktur, die den Bewohnern von Stadt und Land, Nord und Süd, Ost und West Teilhabe an den gesellschaftlich als erstrebenswert angesehenen Gütern und Dienstleistungen wie Bildung oder Gesundheit ermöglichte. Diese jahrzehntelange Erfolgsgeschichte der Reduzierung räumlicher Ungleichheit erklärt, weshalb der „Raum“ trotz des reichen soziologischen Erbes an sozialräumlichen Studien als Strukturkategorie von der Ungleichheitssoziologie beinahe vergessen wurde.
Landwirtschaft hat das Ziel die Erzeugung von pflanzlichen und tierischen Produkten auf einer zu diesem Zweck bewirtschafteten Fläche. Generell kann die Landwirtschaft in zwei Produktionsrichtungen eingeteilt werden: Tierhaltung mit den unterschiedlichen Ausrichtungen je nach Tierarten, z. B. Schweine, Rinder, Geflügel, Schafe, Pferde, Fischzucht usw. und die Pflanzenproduktion mit den Schwerpunkten Ackerbau und Grünlandbewirtschaftung sowie den weiteren Produktionsrichtungen wie Gartenbau und Weinbau. Welche dieser Formen lokal überwiegt, ist vom Standort abhängig: Auf schlechteren Standorten wird sich eher mit der Viehhaltung beschäftigt, während auf besseren (fruchtbaren) Böden die Pflanzenproduktion mehr vertreten ist. Die verschiedenen Systeme der Tierhaltung waren immer der Mittelpunkt der Kritik. So gibt es heutzutage verschiedene Meinungen diesbezüglich: Es gibt Menschen, die gegen bestimmte Tierhaltungssysteme sind, wie Tierschützer zum Beispiel, aber auch Menschen - die Landwirte -, die die Bedingungen der gehaltenen Tiere verbessern wollen. Im Zusammenhang mit der Kritik an der Tierhaltung werden oft die Begriffe „artgemäß“, „artgerecht“ bzw. „tiergerecht“ verwendet, die identisch sind. Die „artgerechte bzw. tiergerechte Haltung“ bezeichnet eine Form der Tierhaltung, die sich an den natürlichen Lebensbedingungen der Tiere orientiert ist und ihnen ermöglicht, die natürliche Verhaltensweise zu behalten. Dafür sind Richtlinien verabschiedet. Die „tiergerechte Haltung“ ist relativ, die für jede Tierart und Nutzungsrichtung neu definiert werden muss. In der öffentlichen Diskussion wird oft der Begriff „Massentierhaltung“ benutzt. Intensivhaltung oder Massentierhaltung wird als ein Gegenbegriff für die artgerechte Tierhaltung verwendet und bezeichnet die technisierte Form der Nutztierhaltung zur Erzeugung von Fleisch, Milch oder Eiern. Die Intensivhaltung hat die Steigerung der Produktion (Überschüsse) ermöglicht, was auch gleichzeitig zu sinkenden Kosten für den Erzeuger und zu sinkenden Preisen für den Verbraucher geführt hat. Auch aus Sicht der Produktionshygiene waren neue technische Lösungen gefragt. In diesem Beitrag wird vor allem die tierische Erzeugung betrachtet.
In den nächsten 20 Jahren müssen Landwirte mit Beihilfekürzungen, klimatischen Veränderungen, sich wandelnden Absatzmärkten durch verändertes Verbraucherverhalten und steigendem Bedarf an nachwachsenden Rohstoffen rechnen. Dadurch wird sich der Druck auf die Landwirte verstärken, traditionelle Anbauverfahren durch neue Lösungen - wie z. B. den Anbau nachwachsender Rohstoffe - zu ersetzen. Eine Option, ihre wirtschaftliche Situation zu sichern oder sogar zu verbessern, könnte der Einsatz von Pflanzen mit neuartigen Eigenschaften sein. Solche Änderungen müssen sich allerdings am Bedarf der Landwirte, den Vorrausetzungen in der Region, den Anforderungen einer nachhaltigen, d. h. einer ökologisch und sozial verträglichen, Nutzung orientieren. Ziel dieser Arbeit ist es daher Pflanzen mit neuartigen Eigenschaften zu identifizieren, die in der Untersuchungsregion innerhalb der nächsten 20 Jahre eine möglichst subventionsfreie Landwirtschaft erlauben, die ökonomisch, ökologisch und dabei sozial vertretbar ist. Grundlegende Vorrausetzung für die Beurteilung des Potenzials einer neuen Technologie für eine Region ist die Ermittlung des Bedarfs und der vorhandenen Möglichkeiten, diesen Bedarf zu decken. Da es sich hier um zukunftsorientierte Lösungen handeln sollte, müssen sowohl der Bedarf als auch das Entwicklungspotenzial für einen begrenzten Zeitraum, in diesem Fall 20 Jahre, abgeschätzt werden. Daraus ergeben sich zwangsläufig Ungenauigkeiten, denen wir mit einer fundierten Analyse der Ausgangsposition und der Begrenzung des Untersuchungsgebiets begegnen wollen. Die Grundlage unserer Abschätzung ist eine Befragung der potenziellen Nutzer (Landwirte) und den potenziellen Anbietern (Forschung, Entwicklung, Pflanzenzüchtung). Für die Eingliederung der identifizierten neuartigen Pflanzen in die regionalen Fruchtfolgen ist die uneingeschränkte Praxistauglichkeit von entscheidender Bedeutung. Aus diesem Grunde erfolgte - nach eingehender biologischer Sicherheitsbewertung - für einige der ausgewählten Pflanzen eine Wirtschaftlichkeitsprognose.
Klimadiagnose der Region Berlin / Barnim / Uckermark / Uecker-Randow für den Zeitraum 1951 bis 2006
(2007)
Für die Entwicklung von ländlichen Regionen spielen deren Naturraumpotentiale eine grundlegende Rolle. Dabei sind insbesondere die gegenwärtigen regionalen Klimaänderungen zu beachten. Für Planungshorizonte von wenigen Jahren bzw. Jahrzehnten lassen sich vergleichsweise sichere Aussagen über regionale klimatische Veränderungen anhand von Trendanalysen der Messwerte an Klima- und Niederschlagsstationen im Gebiet ableiten. Der vorliegende Beitrag untersucht Änderungen von Klimaelementen und Klimaindizes im Nordostdeutschen Tiefland innerhalb des Zeitraums 1951-2006. Von atlantisch beeinflussten Bereichen im Norden des Untersuchungsgebietes bis zu kontinental geprägten Regionen im Südosten ergibt sich ein Gradient der mittleren Jahrestemperatur von 8,5°C bis 9,0°C. Maximale Jahresmitteltemperaturen werden im Stadtbereich von Berlin mit 9,2°C bis 9,8 °C erreicht. Während Maximumtemperaturen vor allem im Frühjahr ansteigen (bis +1,9 °C), können Minimumtemperaturen im Herbst auch abnehmen (bis -0,3°C). Die Jahresniederschläge schwanken zwischen 450 und 630 mm und sind deutlich heterogener verteilt. Innerhalb der letzten Klimanormalperiode (1971-2000) nahm die mittlere Lufttemperatur im Gesamtgebiet zwischen 0,7°C und 1,1°C zu mit deutlichen Unterschieden zwischen den Jahreszeiten. Unterschiedlich zu anderen Regionen Deutschlands, in denen der stärkste Temperaturanstieg im Winter zu verzeichnen ist, treten diese im Nordostdeutschen Tiefland im Frühjahr (bis +2,0°C) auf, gefolgt von Winter und Sommer (+0,5°C bis +1°C), während im Herbst die Temperatur nicht oder nur geringfügig ansteigt. Die mittleren Jahresniederschläge zeigen keine bzw. positive Trends (bis +20%). Abnahmen der Niederschläge treten im Sommer (bis -10 %) und Herbst (bis -20%) auf. Vor allem aufgrund der ansteigenden Temperaturen gerät die jährliche klimatische Wasserbilanz zunehmend ins Defizit (-155 mm im Zeitraum 1997-2006). Dies ist allein auf Defizite im Frühjahr und Sommer zurückzuführen. Hinsichtlich der stärker vegetationsbezogenen Klimaindizes lässt sich feststellen, dass sich der Beginn der thermischen Vegetationsperiode im Gebiet um 3-8 Tage verfrüht und die Dauer sich um 8-13 Tage verlängert hat. Des weiteren haben auf Basis der Klimaklassifizierung die Standortpotentiale der natürlichen Waldvegetation, mit Ausnahme der Ostseeküste, in den letzten 50 Jahren durchweg das warm-trockene „Eichenklima“ erreicht. Es lässt sich folgern, dass der rezente Klimawandel in der Untersuchungsregion bereits stattfindet und vor allem durch ansteigende Temperaturen sowie teils abnehmende Niederschläge im Sommerhalbjahr gekennzeichnet ist. Die beschriebenen Trends der vergangenen Jahrzehnte unterscheiden sich jedoch hinsichtlich des Temperaturverhaltens im Frühjahr und der saisonalen Niederschlagsentwicklung von weiter in der Zukunft liegenden regionalen Prognosen. Für die Beurteilung der zukünftigen regionalen Entwicklungspotenziale und die Ableitung von Anpassungsmaßnahmen an Klimaänderungen sind daher je nach räumlichem Schwerpunkt und Zeithorizont Klimadiagnosen und ï·?prognosen miteinander abzugleichen und fortlaufend zu aktualisieren.
Lebensmittelwirtschaft
(2007)
Die Wertschöpfungskette der Lebensmittelwirtschaft reicht vom landwirtschaftlich erzeugten Rohstoff bis zum Verbraucher. Wichtige Glieder dieser Kette sind die Be- und Verarbeitung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse zu vermarktungsfähigen Lebensmitteln einschließlich deren Verpackung, der Lebensmittelhandel mit der dazu notwendigen Logistik sowie die Außer-Haus-Verpflegung mit dem großen Sektor Gastronomie. Die Lebensmittelwirtschaft gehört zu den größten Wirtschaftszweigen Deutschlands mit einem jährlichen Lebensmittelumsatz (beim Konsumenten) von rund 190 Milliarden Euro. Allein die deutsche Ernährungsindustrie hat einen Jahresumsatz von knapp 140 Milliarden bei über 500.000 Beschäftigten. In Europa (EU) ist die Ernährungsindustrie der größte Produktionssektor mit mehr als 4 Millionen Beschäftigten und einem Jahresumsatz von über 800 Milliarden Euro.
Ein aktueller, kontrovers diskutierter Aspekt der Landnutzung, der eine mögliche Option der zukunftsfähigen Nutzung ländlicher Räume darstellt, besteht in der Veränderung von pflanzlichen Eigenschaften durch gentechnische Methoden. Neuartige, mit Hilfe der ‚grünen Gentechnik’ realisierte Züchtungsmethoden, könnten die Nachteile bisheriger Standorte mildern, wenn nicht gar aufheben. Die öffentliche Debatte um eine ‚grüne Gentechnik’ wird allerdings nicht nur im Hinblick auf mögliche Chancen und Risiken geführt, sondern ist sehr stark von moralischen Überlegungen geprägt. Ein Diskussionsstrang bezieht sich dabei auf den moralischen Status von Pflanzen, ähnlich wie in anderen Zusammenhängen den Tieren ein moralischer Status zugesprochen wird.
Naturwissenschaftliches Denken, wie es von altgriechischen Naturphilosophen begründet und in der Antike weiterentwickelt wurde, verfiel mit dem Aufstieg der monotheistischen Offenbarungsreligionen, die die Neugier auf die natürliche Wirklichkeit als eitle Bemühung ansahen, welche nichts zum Seelenheil beitrage. Die neuzeitliche Naturwissenschaft nahm ihren Ausgang in der Renaissance, die die kreativen Fähigkeiten des menschlichen Denkens wiederentdeckte. Sie verdankt aber auch sehr viel dem Aufbruch philosophisch-theologischen Denkens im Mittelalter, der dem „Buch der Natur“ eine Anerkennung als gleichberechtigten Zugang zur Wahrheit neben dem „Buch der Offenbarung“ verschaffte. Die ersten Ansätze hierzu zeigen sich besonders im Werk eines überragenden, wenn auch oft verkannten Denkers des 9. Jahrhunderts - Johannes ERIUGENA. Er postulierte den Vorrang der Vernunft vor der Autorität, erlaubte sich sehr weitgehende sinngemäße Interpretationen biblischer Überlieferungen und sah die Erkenntnis der natürlichen Wirklichkeit mit Begriffen menschlicher Vernunft als gottgewollt und gottgegeben an. Der Mensch selbst sei die Zusammenfassung der gesamten Schöpfung. Gleichzeitig und unabhängig von ERIUGENA forderte AL-KINDI in Bagdad - auf der Grundlage ähnlichen Wissens und ähnlicher philosophischer Ideen - die positive Bewertung wissenschaftlicher Bemühungen ein. In der frühen Renaissance war es besonders CUSANUS, der Ideen von ERIUGENA aufnahm. Mit der Betonung der menschlichen Kreativität, der Forderung nach quantitativen Experimenten, besonders aber mit seiner Philosophie des positiven Wissens um die Grenzen des Wissens, ging CUSANUS aber auch wesentlich über ERIUGENAs Gedanken hinaus. Als dann, über sieben Jahrhunderte nach ERIUGENA, GALILEI die moderne Naturwissenschaft begründete, rechtfertigte er sein freizügiges Denken im „Brief an CASTELLI“ mit Argumenten, die in erstaunlichem Maße mit Vorstellungen ERIUGENAS übereinstimmen.+++++++ An abbrived English version is also available online (17 pages): <a href="http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:b4360-1001048">Alfred Gierer (2000), Eriugena and al-Kindi, Nineth century protagonists pro-scientific cultural change</a>.
Erklärung der griechischen Beischrift auf einem ägyptischen Papyrus aus der Minutoli'schen Sammlung
(1824)