100 Philosophie und Psychologie
Refine
Document Type
- Working Paper (2) (remove)
Language
- German (2)
Keywords
- Europäische Union (1)
- Gerechtigkeitseinstellungen (1)
- Gerechtigkeitsurteile (1)
- Kompetenz (1)
- Künstliche Intelligenz (1)
- Maschinelles Lernen (1)
- Verantwortung (1)
- ländlicher Raum (1)
- soziale Gerechtigkeit (1)
Has Fulltext
- yes (2)
Die beiden Beiträge des Hefts „Kompetent eigene Entscheidungen treffen? Auch mit Künstlicher Intelligenz!“ widmen sich den Herausforderungen für menschliche Kompetenz und Entscheidungsfindung in Zeiten von Künstlicher Intelligenz (KI). Im ersten Beitrag wird die Frage aufgeworfen, ob die versprochenen Erleichterungen durch die Delegation von Entscheidungen auf technische Systeme tatsächlich einen Freiheitszuwachs bedeuten oder eher einen Verlust an individueller Freiheit. Daran anknüpfend geht der zweite Beitrag darauf ein, ob Menschen durch Mensch-Maschine-Interaktionen nicht wichtige Kompetenzen verlieren und wie dem entgegengewirkt werden kann.
Fachgespräch Gerechtigkeit
(2006)
Mit dem Begriff „Gerechtigkeit“ bezeichnet die Tradition der Ethik ein Prinzip, das die wechselseitige Anerkennung, die Akteure sich gegenseitig moralisch schulden, fordert. Dieses Prinzip unterstellt, dass jeder Akteur einfordern darf, als Zweck an sich selbst anerkannt zu werden, wobei er wechselseitig auch verpflichtet ist, diese Position für seine Co-Akteure anzuerkennen. Diese Wechselseitigkeit drückt sich je nach sozialen Interaktionsverhältnissen als distributive, kommutative oder legale Gerechtigkeit aus. Die alltagsrelevante/-praktische umgangssprachliche Verwendungsweise von „gerecht“ hebt demgegenüber zumeist auf zwei Verständnisweisen von Gerechtigkeit ab: distributive Gerechtigkeit, wobei mehr oder weniger explizit die Gleichverteilung von Gütern als Erfüllung der Gerechtigkeitsintuition gilt, und Chancengerechtigkeit, worunter die Ermöglichung gleicher Verwirklichungschancen (capabilities) verstanden wird. Daraus ergibt sich eine erhebliche Diskrepanz zwischen normativen Gerechtigkeitsreflexionen, wie sie die Ethik durchführt, und dem, was sich als faktische Gerechtigkeitsvorstellungen sozialwissenschaftlich erheben lässt. Das Recht bzw. die Jurisprudenz steht gewissermaßen zwischen diesen diskrepanten Fronten. Die unterschiedlichen Gerechtigkeitsvorstellungen schlagen sich auch in den Diskussionen über die „soziale Gerechtigkeit“ nieder. In Bezug auf die Landbevölkerung gewinnt die räumliche Dimension - sofern es sich um die praktische Umsetzung von Gerechtigkeitsvorstellungen handelt - ein eigenes Gewicht. Das Fachgespräch Gerechtigkeit soll zunächst die philosophisch-ethischen, sozialwissenschaftlichen und rechtswissenschaftlichen Vorstellungen entwickeln und zur Diskussion stellen. Ferner sollen die Grundlagen geschaffen werden, um die durch die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Zukunftsorientierte Nutzung ländlicher Räume“ mit unterschiedlichen Akzentsetzungen zu diskutierenden Gerechtigkeitsfragen mit Bezug auf die Landbevölkerung im Rahmen einer geklärten Terminologie weiter zu führen.