100 Philosophie und Psychologie
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Im Frühjahr 1845 schrieb Marx in einem Notizbuch, das Listen von Büchern, Namen, Adressen, kurze Auszüge, Gedanken, Entwürfe und Bemerkungen verschiedener Art enthält, elf Thesen nieder, die er mit "1) ad Feuerbach" überschrieb. Friedrich Engels veröffentlichte den Text in überarbeiteter Form als Anhang in seiner Broschüre "Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie", die 1888 im Verlag von J.H.W. Dietz in Stuttgart erschien <a href="http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:b4-opus-17694">(siehe Friedrich Engels: "Karl Marx über Feuerbach". In: MEGA I/30, zusammen mit einem Verzeichnis der Änderungen von Engels am Text von Marx)</a>. Diese Version wurde danach unter dem Titel "Feuerbach-Thesen" oder "Thesen über Feuerbach" bekannt. Hier wird der Text im Wortlaut von Marx und erstmals im ursprünglichen Kontext seiner Entstehung dargeboten (S. 19-21). Zusätzliche Erläuterungen bieten die das Notizbuch und den Text von Marx betreffenden Passagen aus der Einführung (S. 450-452 und 473-480) und dem Abschnitt "Entstehung und Überlieferung" (S. 490-491) im MEGA-Band IV/3.
Unsere Kulturfähigkeit ist ein Ergebnis der biologischen Evolution der Spezies “Mensch”; die einzelne Kultur selbst jedoch ist ein Produkt gesellschaftlicher Entwicklungen, Differenzierungen und Traditionen. Der Kulturvergleich zeigt uns erhebliche Spielräume für Ausprägungen von Gemeinsinn. Da dessen Aktivierung wesentlich zur Lebensqualität einer Gesellschaft beiträgt, sind Versuche einer realistischen Einschätzung kultureller Gestaltungsspielräume in dieser Hinsicht sinnvoll. Sie sind nicht zuletzt durch die biologischen Grund- und Randbedingungen der Spezies Mensch gegeben und begrenzt, zumal hinsichtlich von Anlagen zu altruistischem und kooperativem Verhalten. Während bis vor kurzem Soziobiologen und Sozialwissenschaftler oft wenig Neigung zu gegenseitigem Verständnis zeigten, zumal manche Biologen relativ extreme Theorien über genetisch angelegte egoistische Verhaltensanlagen vertraten, verstehen sich neuere, durch die Spieltheorie beeinflusste und sehr allgemeine psychische Disposition betonende Linien soziobiologischen Denkens dazu, auch ausgesprochen freundliche Eigenschaften unserer Spezies zu erklären und zu begründen. Sie kommen sozialwissenschaftlichen Bestrebungen entgegen, zum Beispiel in Zusammenhang mit Theorien begrenzt rationalen Verhaltens, in denen die Fairness eine wesentliche Rolle spielt. Besondere Aufmerksamkeit verdienen in diesem Zusammenhang die biologisch angelegte Fähigkeit zu kognitionsgestützter Empathie sowie die fragile Anlage “Vertrauensbereitschaft”, von denen die Effizienz und das Wohlbefinden in einer Gesellschaft wesentlich abhängen. Insgesamt kann eine - keineswegs unkritische - Beachtung evolutionsbiologischer Aspekte menschlicher Verhaltensdispositionen zu einer realistischen Einschätzung der knappen Ressource “Gemeinsinn” beitragen. Sie ist in Grenzen durchaus ein auch in der Natur des Menschen angelegtes Potential. Dies ist jedoch - unter Beachtung eben dieser Grenzen - behutsam zu aktivieren. Moralische Überforderungen, welche die natürlichen Anlagen des Menschen missachten, sind kontraproduktiv.
Liberales Gemeinwohl - Von den Schwierigkeiten einer Idee und ihrem Verhältnis zur Gerechtigkeit
(2002)
Zur Produktion von Gemeinsinn - Ihre diffizilen Bedingungen und ihre problematischen Wirkungen
(2002)
Milieuwandel und Gemeinsinn
(2002)
,Gretchenfrage' ohne klare Antwort - Ernst Fraenkels politikwissenschaftliche Gemeinwohlkonzeption
(2002)
Der Beitrag untersucht die Rezeption der Werke Lev N. Gumilëvs (1912-1992) im spät- und postsowjetischen Russland. Sowohl Kritiker als auch Bewunderer des "letzten Eurasiers", wie Gumilëv sich selbst bezeichnete, stammen in der überwiegenden Mehrheit aus dem Lager der antidemokratischen Transformationsgegner. [Selbstarchivierung mit freundlicher Genehmigung des Duncker & Humblot Verlags.]
Der Beitrag untersucht die intellektuelle Biographie Aleksandr Dugins (*1962), des wichtigsten Vertreters des Neoeurasismus im postsowjetischen Russland. Dabei wird die These vertreten, dass Dugin den klassischen Eurasismus erst zu einem Zeitpunkt entdeckte, als er beeinflusst von der Philosophie des Traditionalismus und der westeuropäischen Nouvelle Droite den Eurasienbegriff im Sinne der Geopolitik Mackinders und Haushofers bereits verwendete.
Eurasien
(2005)
Der Essai stellt die Geschichte des Begriffs "Eurasien" (engl. Eurasia, russ. Evrazija) vor dem Hintergrund der traditionellen Opposition Europa vs. Asien dar. Besonderes Augenmerk gilt der politisch motivierten Umdeutung des Eurasienbegriffs durch die sog. Eurasierbewegung (russ. evrazijstvo), die im antibolschewistischen Exil der 1920er Jahre entstand und im postsowjetischen Russland eine unerwartete Renaissance erlebte.
Engels veröffentlichte 1888 in seiner Broschüre "Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie" im Verlag von J.H.W. Dietz in Stuttgart einen Anhang "Karl Marx über Feuerbach (niedergeschrieben in Brüssel im Frühjahr 1845)". Der Text stammte aus einem Notizbuch von Marx, das Listen von Büchern, Namen, Adressen, kurze Auszüge, Gedanken, Entwürfe und Bemerkungen verschiedener Art enthält, darunter diese elf Thesen, die Marx mit "1) ad Feuerbach" überschrieben hatte <a href="http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:b4-opus-17680">(siehe Karl Marx: "1) ad Feuerbach". In: MEGA IV/3)</a>. Engels hat ihn für die Veröffentlichung überarbeitet. Er wurde danach unter dem Titel "Feuerbach-Thesen" oder "Thesen über Feuerbach" bekannt. Im MEGA-Band I/30 wird der Text in der Version von Engels (S. 792-794) zusammen mit einem Verzeichnis der Änderungen von Engels am Text von Marx (S. 794-796) dargeboten. Zusätzliche Informationen über die Entstehung und Einordnung des Anhangs bieten die betreffenden Passagen aus der Einführung (S. 590-592) und dem Abschnitt "Entstehung und Überlieferung" (S. 780 und 787-788) im MEGA-Band I/30.
Body Resonance: On the Neophenomenological Concept of Health. In contemporary philosophy, one can observe a trend of reorientation towards the (living) body (Leib), thereby declaring it a relevant topic of philosophical thinking. In this article, the so-called New Phenomenology will be discussed as an approach that aims to overcome the ignorance of health in Western philosophy. Following the ideas of Hermann Schmitz, the founder of New Phenomenology, the author introduces the concept of body resonance (Leibesgestimmtheit). In addition, some therapeutic tendencies within the neophenomenological scene are presented.
Der theologische Rationalismus war die letzte Gestalt der Aufklärungstheologie; seine Blütezeit erlebte er gleichzeitig und in Konkurrenz mit der u.a. von Schelling geprägten spekulativen Richtung und mit der teils mehr biblizistischen, teils mehr konfessionellen Theologie der Erweckung. Kennzeichen des Rationalismus war einerseits eine verstärkte historisch-kritische Quellenforschung, andererseits das Bemühen, Lehre und Praxis soweit möglich auf das auszurichten, was jenseits geschichtlicher Autoritäten der allgemeinen menschlichen Vernunft plausibel sei: die Existenz Gottes, die Unsterblichkeit der Seele und die Pflicht zu tugendhaftem Leben. Seit etwa 1840 verfiel der Rationalismus.