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Ein christlicher Missionar im mittelalterlichen Tunis und seine Auseinandersetzung mit der islamischen Theologie und Philosophie.
Tunis im 13. Jahrhundert nach Christus: Der aus Katalonien stammende Dominikaner Raimundus Martini (gest. nach 1284) hält sich mehr als zehn Jahre in der Stadt auf, um Arabisch zu lernen und sich an der Mission dort lebender Muslime zu beteiligen. Ob er dabei erfolgreich war, wissen wir nicht.
Doch nachweisbar ist, dass Raimundus seine neuen Sprachkenntnisse nutzte, um arabische Texte zu Philosophie und Theologie im Original zu studieren, die zuvor nie ins Lateinische übersetzt wurden. Seine Rezeption dieser Ideen und Lehren fand Ausdruck in seinem Hauptwerk »Pugio fidei« (»Der Dolch des Glaubens«). Besonders ungewöhnlich: Bei aller Kritik an der islamischen Philosophie, die Raimundus als problematisch begreift, zeigt er so manche Sympathie für Argumente islamischer Theologen, seiner Konkurrenten.
Ulrich Rudolph untersucht die Geschichte dieser interreligiösen Rezeption. Sein Essay beginnt mit einem Blick auf die politische Konstellation am Mittelmeer im späten 13. Jahrhundert, thematisiert den allgemeinen Stand der arabisch-lateinischen Übersetzungen zu dieser Zeit und beleuchtet den Fall des »Pugio fidei«, der auch für den heutigen interreligiösen Diskurs anregend sein kann.
Seit Beginn des Christentums sind Briefe und Korrespondenzen wichtige Quellen nicht nur für Kirchenverfassung, Theologie und Lehre, sondern auch für Mentalität, gelebte Frömmigkeit und die Alltagsgeschichte des Glaubens. Dieser Vortrag aus dem Jahr 2016 nimmt sich dementsprechend Schleiermachers Briefwechsel der Jahre 1808 bis 1810 vor: Was erfahren wir aus ihm über Hausgottesdienste, die damals viele Familien feierten, statt die öffentlichen Gottesdienste in der Kirche zu besuchen? Wie beging und erlebte man das heilige Abendmahl? Was teilt man einander aus dem eigenen Innersten mit?
Minderheiten und Mehrheiten : Erkundungen religiöser Komplexität im mittelalterlichen Afro-Eurasien
(2020)
In der aufgeheizten öffentlichen Debatte erscheinen die monotheistischen Religionen als Ursache von Gewalt und religiöser Intoleranz. Radikale Gruppen bedienen sich der Gewaltgeschichte und der religiösen Polemik der mittelalterlichen Jahrhunderte für ihre politischen Strategien. Dabei nutzen sie die weit verbreitete Annahme, dass gegenwärtige Erfahrungen religiöser Komplexität eine neuartige Erscheinung sind, die den vermeintlich ursprünglichen Zustand entstellen. Es scheint daher angebracht, sich die bekannte Tatsache vor Augen zu führen, dass die Duldung anderer monotheistischer Gruppen in den christlichen und islamischen Herrschaftsgebieten Eurasiens in den mittelalterlichen Jahrhunderten üblich gewesen ist. Tatsächlich scheint die echte monoreligiöse Situation mancher Regionen als erklärungsbedürftige Ausnahme. Ferner waren die herrschenden christlichen oder islamischen Gruppen nicht selten zu Beginn in der numerischen Minderheit. Was bedeutet dies für die verflochtene Geschichte Eurasiens? In welchem Verhältnis standen religiöse Abgrenzung und soziale und kulturelle Verflechtung? Zu diesen Fragen wurden in den letzten Jahren neue Forschungsansätze entwickelt, die hier diskutiert und systematisiert werden sollen.
Concepts of Man – Concepts of Health: A Glimpse of Their Relationship in Antiquity With Relevance to Our Day and Age. Referring to ancient miraculous healing narratives, this article argues that concepts of health are inextricably intertwined with concepts of man. However, the relatively autonomous idea of medical treatments based on scientific reasoning is not an invention of modern secularization. It already existed in antiquity – even among people of faith. Gods and other religious authorities were regarded as mediating factors; they were not held responsible for diseases or cures. Examples from Christian and pagan traditions show that the interplay between ideas of man and concepts of health were extremely complex and diverse. Obviously, this was true already in antiquity – but it is even more evident in the present. Dualistic confrontations (e. g., pre-modern versus modern times, pre-scientific healing vs. academic medicine) are of little help to achieve universal health care and global health.
Health in Judaism: An Intercultural Discourse on Lack of Understanding and Misunderstanding in the Past and Present. Hardly any other religion pays as much attention to physical health as Judaism. Beginning with the Torah, the contrast between „healthy“ and „sick“ is already conceptualized and associated with the will of God and his plan of creation. In addition to the stereotype that Jews are sicker than their fellow human beings, there is an early claim that their state of health is better than that of other peoples. The religious writings of Judaism contain a large number of regulations that show how much the Greco- Roman doctrine of dietetics has been internalized, expanded and adapted to one’s own spiritual needs. There is broad consensus among today’s rabbis that health care, as described above all in the Talmud, was time-related and therefore should be based on today’s standards and findings while remaining in compliance with religious laws.
Die Beziehung moderner Naturwissenschaft zu aufgeklärten, liberalen Formen religiöser Ideen ist Thema dieses Buches. Die Erklärungen der Wissenschaft führen erstaunlich weit, und doch gibt es für sie prinzipielle, erkenntnistheoretisch robuste Grenzen, auch in Bezug auf die Evolution des Menschen, die Fähigkeiten seines Gehirns, und die Rätsel des menschlichen Bewusstseins. Dies ist ja nicht nur Gegenstand, sondern schon Voraussetzung des wissenschaftlichen Denkens. Im Mittelalter hat Meister Eckhart den Urgrund menschlichen Bewusstseins als göttlich angesehen. Unter den modernen Naturwissenschaftlern betonte besonders Wolfgang Pauli die psychischen Voraussetzungen wissenschaftlicher Entdeckungen. Eine systematische Analyse zeigt Aspekte moderner Biologie, die verschiedene, sowohl agnostische wie auch pro-religiöse Deutungen ermöglichen. Auf der philosophischen, kulturellen und religiösen Ebene bleibt für uns die Welt mehrdeutig; wir dürfen und können wählen. Nach Ansicht des Autors sprechen dabei Weisheit und Lebenskunst für eine pro-religiöse Einstellung, für „metaphysischen Optimismus“; verbindlich kann und soll dies aber nicht sein.
Die moderne Naturwissenschaft hat auch ihre prinzipiellen, intrinsischen Grenzen zum Thema gemacht; auf der „metatheoretischen“, nämlich der philosophischen und kulturellen Ebene erweist sie sich als offen für verschiedene, wissenschaftlich und logisch konsistente Deutungen – sowohl religiöse als auch agnostische. Die Wahl ist nicht nur eine Frage des Wissens, sondern der Weisheit und der Lebenskunst, und die wiederum spricht für anthropologischen und metaphysischen Optimismus. Diese Zusammenfassung des letzten der hier wiedergegeben Texte kann auch über der ganzen Reihe stehen. Die Arbeiten entstanden von 1985 bis 2014, und sie betreffen und betonen recht verschiedene Aspekte, wenn sich auch eine gewisse Redundanz nicht vermeiden lässt. Es geht um ein religionsfreundliches Selbst- und Weltverständnis, das die Reichweite der menschlichen Vernunft ebenso wie deren intrinsische Grenzen achtet.
Die moderne Naturwissenschaft hat auch ihre prinzipiellen, intrinsischen Grenzen zum Thema gemacht; auf der „metatheoretischen“, nämlich der philosophischen und kulturellen Ebene erweist sie sich als offen für unterschiedliche, wissenschaftlich und logisch konsistente Deutungen - sowohl religiöse als auch agnostische. Die Wahl ist nicht nur eine Frage des Wissens, sondern der Weisheit und der Lebenskunst, und die wiederum spricht für anthropologischen und metaphysischen Optimismus. In diesem Essay geht es dabei um ein religionsfreundliches Selbst- und Weltverständnis, das die Reichweite der menschlichen Vernunft ebenso wie deren intrinsische Grenzen achtet. Es ergänzt und erweitert die Thematik der Schrift „Wissenschaft, Religion und die deutungsoffenen Grundfragen der Biologie“ (2009), (http://www.mpiwg-berlin.mpg.de/Preprints/P388.PDF). Es konzentriert sich nicht nur auf Biologie, es berührt auch den Vergleich immanenter und transzendenter Auffassungen im Allgemeinen und verweist auf einige zentrale theologische Aspekte, was die gegenwärtige Situation und das Verständnis des Christentums angeht. Es steht in Zusammenhang mit Schriften des Autors, die im BBAW edoc Server online verfügbar sind und in denen auch Literaturhinweise zur Thematik zu finden sind. Dazu gehören eine Monographie über Eriugena, al-Kindi, Nikolaus von Kues; Artikel zur Arbeitsgruppe „Humanprojekt“ der BBAW über „Bewusstsein – Reichweite und Grenzen naturwissenschaftlicher Erklärung“ und zum Band „Was ist der Mensch?“; sowie Beiträge zur Arbeitsgruppe „Gemeinsinn und Gemeinwohl“ und zum Thema der „Debatte 1“ der BBAW „Freiheit des menschlichen Willens“.
Abstract (ger): Reichweite und Grenzen naturwissenschaftlicher Erklärungen ergeben sich zum einen aus der universellen Gültigkeit physikalischer Gesetze, zum anderen aus intrinsischen Grenzen, zumal bei selbstbezüglichen Fragestellungen. In diesem Essay geht es um deutungsoffene Grundfragen in Zusammenhang mit der Beziehung von Wissenschaft und Religion: Der Unterscheidung von Tier und Mensch, der Entstehung der mentalen Fähigkeiten der biologischen Spezies „Mensch“, den naturgesetzlichen Voraussetzungen eines „lebensfreundlichen“ physikalischen Universums, und den Grenzen einer naturwissenschaftlichen Erklärung von menschlichem Bewusstsein. Naturwissenschaft kann auf der philosophischen, kulturellen und religiösen Ebene die Mehrdeutigkeit der Welt nicht auflösen. Agnostische und religiöse Grundauffassungen werden auf Dauer ko-existieren, und die Wahl ist nicht nur eine Frage des Wissens, sondern besonders auch der Weisheit und der Lebenskunst.
Engels veröffentlichte 1888 in seiner Broschüre "Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie" im Verlag von J.H.W. Dietz in Stuttgart einen Anhang "Karl Marx über Feuerbach (niedergeschrieben in Brüssel im Frühjahr 1845)". Der Text stammte aus einem Notizbuch von Marx, das Listen von Büchern, Namen, Adressen, kurze Auszüge, Gedanken, Entwürfe und Bemerkungen verschiedener Art enthält, darunter diese elf Thesen, die Marx mit "1) ad Feuerbach" überschrieben hatte <a href="http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:b4-opus-17680">(siehe Karl Marx: "1) ad Feuerbach". In: MEGA IV/3)</a>. Engels hat ihn für die Veröffentlichung überarbeitet. Er wurde danach unter dem Titel "Feuerbach-Thesen" oder "Thesen über Feuerbach" bekannt. Im MEGA-Band I/30 wird der Text in der Version von Engels (S. 792-794) zusammen mit einem Verzeichnis der Änderungen von Engels am Text von Marx (S. 794-796) dargeboten. Zusätzliche Informationen über die Entstehung und Einordnung des Anhangs bieten die betreffenden Passagen aus der Einführung (S. 590-592) und dem Abschnitt "Entstehung und Überlieferung" (S. 780 und 787-788) im MEGA-Band I/30.