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Gottlieb Schleyermacher, reformierter Stabsfeldprediger in Schlesien und Pfarrer der jungen Gemeinden in Pleß und Anhalt, lernte während des Bayerischen Erbfolgekrieges in Gnadenfrei die Brüdergemeine kennen. In seiner Jugend hatte er mit seinen Eltern einer chiliastischen Gemeinschaft in und bei Elberfeld angehört, die dann zerfiel, sich danach der Aufklärung zugewandt; von nun an prägte der herrnhutische Geist die Familie. Die Eltern vertrauten ihre drei Kinder, Charlotte, Friedrich und Carl, 1783 Anstalten der Gemeine an. Charlotte blieb Herrnhuterin; lange Jahre war sie Lehrerin in Gnadenfrei. Die Söhne wandten sich von der Gemeine bald wieder ab; doch Friedrich Schleiermacher wusste sich religiös und theologisch immer Herrnhut verpflichtet.
Im vorliegenden Heft werden in einem ersten Teil die aktuellen deutschen Debatten zur Wissenschaftsfreiheit unter Berücksichtigung des Debattenraums seit den 1950er Jahren eingeordnet. In einem zweiten Teil werden dann die aktuellen Debatten zur Wissenschaftsfreiheit, mit Blick auf offene Fragen diskutiert.
Insgesamt zeigt sich, dass die aktuellen Debatten eine große Kontinuität zu jenen seit Gründung der Bundesrepublik aufweisen. Diskutiert wird vor allem über die Trägerschaft, über eine Erweiterung des Abwehrrechts durch ein Gewährleistungsrecht, über die Verantwortung der Wissenschaft und über Diskurskontrollen. Bei jedem dieser Themenstränge finden sich aber erhebliche Veränderungen im Zeitverlauf.
Im Hinblick auf künftige Weiterentwicklungen der Debatten fokussieren wir Aspekte der Trägerschaft (wirksamer Schutz der organisationalen Wissenschaftsfreiheit sowie der Wissenschaftsfreiheit unterhalb der Professuren) sowie der Ausgestaltungsmöglichkeit eines Gewährleistungsrechts auf der individuellen Ebene und plädieren für eine Versachlichung der Debatte zur Diskurskontrolle.
Der „Denkanstoß“ analysiert Erfahrungen, Herausforderungen und Potentiale in der deutsch-afrikanischen Wissenschaftskooperation im Bereich der Early-Career-Förderung in den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie in den Naturwissenschaften und der Medizin. Er basiert auf einer Bestandsaufnahme bestehender deutscher Förderformate sowie auf einer exemplarischen Erhebung der Erfahrungen afrikanischer Kooperationspartner. Die Autorinnen schlagen die Schaffung einer Schnittstelle zwischen Wissenschaftsforschung, Praxis der Wissenschaftsförderung und afrikanischen Forscher_innen vor. Eine solche Kontakt- und Informationsstelle kann, so die Autorinnen, zur Verbesserung der deutsch-afrikanischen Wissenschaftskooperation und damit zu einer erfolgreichen Science Diplomacy Deutschlands beitragen.
Ein Editionsunternehmen und seine Geschichte
Blick zurück
Die Jean Paul Edition zählt zu den ältesten neugermanistischen Editionsunternehmen der Preußischen Akademie der Wissenschaften und war das Lebenswerk Eduard Berends (1883-1973). Der erste, von Julius Petersen, Gustav Roethe und Franz Muncker unterstützte Plan für diese große wissenschaftliche Klassikerausgabe lag bereits 1914 vor. Doch erst 13 Jahre später konnte Berend mit der Realisierung seines ›Traumes‹ beginnen. Bis 1939 sind 21 Bände der Historisch-kritischen Jean-Paul-Ausgabe erschienen, in der Regel zwei (!) pro Jahr, und dies, obwohl Berend als Jude seit 1933 in seiner Arbeit zunehmend behindert wurde. Im Herbst 1938 wurde sein Vertrag mit der Akademie gekündigt. Nach KZ-Haft und monatelangem Warten gelang ihm Ende 1939 die Emigration ins Schweizer Exil mit seinem gesamten Archiv.
Vor Aufnahme der Arbeit an den Werken hatte Berend von 1922 bis 1926 in vier Bänden Jean Pauls Briefe bis zur Übersiedlung nach Bayreuth ergänzt und sie durch Regesten der An-Briefe ergänzt. Da nach dem Zweiten Weltkrieg die Arbeit an den Werken in der neu aufgebauten Akademie der Wissenschaften nicht wie vorgesehen fortgesetzt werden konnte, weil Jean Pauls Nachlass nach Moskau verbracht worden war (Rückgabe 1957/58), schlug Berend vor, die Arbeit an den Briefen wieder aufzunehmen. 1952 erschien der sechste als erster Band, 1964 nach Abschluss der acht chronologischen Bände ein neunter Nachtrags- und Registerband – die III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe war damit abgeschlossen. Berends für die Jean-Paul-Forschung noch immer gewichtiger Nachlass ging an das Deutsche Literaturarchiv in Marbach. Hier wurde 1987 unter Leitung von Ulrich Ott mit der Edition der noch von Berend vorbereiteten restlichen Bände des Jean Paulschen Werknachlasses begonnen, die unter Leitung von Helmut Pfotenhauer (Würzburg) weitergeführt wird.
Es fehlten die von Berend nur in Regesten aufgeführten Briefe an Jean Paul. Das Vorhaben einer wissenschaftlichen Gesamtausgabe dieser Briefe wurde 1990/91 vom Wissenschaftsrat empfohlen. Die Arbeitsstelle, die ihre Tätigkeit am 1. Januar 1992 begann, ist seit 1994 an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften angesiedelt. Die seit 2017 abgeschlossene Edition erschließt alle überlieferten Briefe an Jean Paul. Den Briefen von Jean Paul in der III. Abteilung werden die Gegenbriefe komplementär in einer IV. Abteilung zur Seite gestellt, so dass der erhaltene Briefwechsel des Autors erstmals vollständig vorliegt. Die gegen 2.300 überlieferten und 680 erschlossenen Briefe von etwa 400 Korrespondentinnen und Korrespondenten waren bis anhin erst zu etwa einem Drittel bekannt gewesen, vor allem durch Publikationen des 19. Jahrhunderts, in denen sie, stark gekürzt und redaktionell überarbeitet, oft an entlegener Stelle erschienen waren. Sie dokumentieren den Dialog des Autors mit bekannten Personen wie Friedrich Heinrich Jacobi, Caroline und Johann Gottfried Herder, Charlotte von Kalb und Johann Wilhelm Ludwig Gleim, mit der preußischen Königin Luise, Rahel Levin Varnhagen, Achim von Arnim oder E. T. A. Hoffmann und ebenso den Austausch mit Jugendfreunden, Verlegern und begeisterten Leserinnen und Lesern seiner Bücher. Die Briefe wurden in chronologischer Abfolge in acht Bänden veröffentlicht (wobei Band 3 als Doppelband erschienen ist), mit Text, Kommentar und Register. Ein 9. Band enthält Nachträge (darunter über 100 Briefe Jean Pauls) sowie ein gedrucktes Gesamtregister über die Abteilungen III und IV.
Blick nach vorne
In gedruckter und jetzt auch in digitalisierter Form ist dieses Register das Verbindungsstück zwischen den Abteilungen. Von 2016 bis 2018 wurde als erster Bestandteil der digitalen Ausgabe Eduard Berends III. Abteilung der Öffentlichkeit leicht überarbeitet im open access zur Verfügung gestellt. An diese digitale Gesamtausgabe der Briefe Jean Pauls werden die Briefe der Freunde und der Familie, die seine Briefe und die Briefe an ihn ergänzen, eingebunden. Diese verdanken sich – gewissermaßen als Nebenprodukt – den Quellenrecherchen, die für die Briefe an Jean Paul unternommen wurden; sie wurden als für die Jean-Paul-Forschung höchst aufschlussreiche, größtenteils noch unbekannte Sekundär- und Tertiärquellen frühzeitig transkribiert und erschlossen. Die Sammlung der Umfeldbriefe wird derzeit im Rahmen eines DFG-Projekts erarbeitet und; die Dokumente werden in neuartiger Weise strukturiert und an die vorhandene Korrespondenz angebunden werden.
Für die Zukunft vorgesehen ist, diese beiden Korpora durch die digitale Ausgabe der Briefe an Jean Paul zu ergänzen.
Neben den Editionstätigkeiten war die Jean Paul Edition der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften beteiligt am Abschluss der Inventarisierung des Nachlasses von Jean Paul in der Staatbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und verantwortete mit dieser zusammen die große Ausstellung zum Jean Paul Jahr 2013 in der Stiftung „Brandenburger Tor“ in der Berlin. Sie veranstaltet überdies Lesungen und Vorträge.
Der Denkanstoß 12 „Gesundheitswissenschaften und Medizin in Brandenburg“ ist eine Fortschreibung von Denkanstoß 8 „Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg“, um dem Flächenland Brandenburg mit seinen spezifischen medizinisch-gesundheitswissenschaftlichen Strukturen und Entwicklungen den nötigen Raum zu bieten, diese Entwicklungen darzustellen. Diese Fortschreibung ist als ein Aufruf zu verstehen, Berlin und Brandenburg noch mehr als bisher zusammen zu denken. Das Potential dieser beiden Regionen als eine Gesundheitsregion ist sehr groß und sollte daher gewinnbringend für beide Länder genutzt werden. Der „Denkanstoß“ ist auch das Resultat umfangreicher Diskussionen, vielfältiger Hinweise und wertvoller Anregungen von Vertreter:innen aus Wissenschaft, Klinik, Politik und Verwaltung des Landes Brandenburg aus dem Jahr 2022. Mit Beiträgen von Nathalie Dehne, Jouleen Gruhn, Christine Holmberg, Maria Radzimanowski, Felix G. Rebitschek, Isabelle Vandre und Andreas Winkelmann.